Weinfelden (Transkription Nr. 374)

Schulort Weinfelden
Konfession des Orts: Reformiert
Signatur der Quelle: BAR B0 1000/1483, Nr. 1463, fol. 227v-228v
Standort: Bundesarchiv Bern
Kanton 1799: Thurgau
Distrikt 1799: Weinfelden
Agentschaft 1799:
Kirchgemeinde 1799: Weinfelden
Ort/Herrschaft 1750: Gemeine Herrschaft Thurgau (Gerichtsherrschaft der Stadt Zürich)
Kanton 2015: Thurgau
Gemeinde 2015: Weinfelden
In dieser Quelle werden folgende 2 Schulen erwähnt:
19.02.1799

Freyheit. Gleichheit. BEANTWORTUNG DER VORGELEGTEN SCHUL FRAGEN von Paulus Dünner dritter Schullehrer zu WEINFELDEN in dem Kanton Thurgäü

I. Lokal-Verhältnisse.
I.1Name des Ortes, wo die Schule ist.

Weinfelden

I.1.aIst es ein Stadt, Flecken, Dorf, Weiler, Hof?

Jst ein Fleken

I.1.bIst es eine eigene Gemeinde? Oder zu welcher Gemeinde gehört er?
I.1.cZu welcher Kirchgemeinde (Agentschaft)?

Eine eigne Kirchgemeinde

I.1.dIn welchem Distrikt?

Distrikt Weinfelden

I.1.eIn welchen Kanton gehörig?

Kanton Thurgäü

I.2Entfernung der zum Schulbezirk gehörigen Häuser. In Viertelstunden.

Da in diese Schule keine Anfänger gehen, sonder nur solche, die allbereits im Lesen und Schreiben Unterricht empfangen haben, und in Kentnißen möchten angeführet werden, mit welchen sich die zwey andern Schullehrer nicht befaßen — da es fehrner bisher jedermann frey gestanden, seine Kinder dahin zu schiken, oder nicht, so laßt sich wohl von mir keine bestimte Antwort, über die, in dieser Rubrik weiters enthaltenen Fragen erwarten.

I.3Namen der zum Schulbezirk gehörigen Dörfer, Weiler, Höfe.
I.3.aZu jedem wird die Entfernung vom Schulorte, und
I.3.bdie Zahl der Schulkinder, die daher kommen, gesetzt.
I.4Entfernung der benachbarten Schulen auf eine Stunde im Umkreise.
I.4.aIhre Namen.
I.4.bDie Entfernung eines jeden.
II.10Sind die Kinder in Klassen geteilt?

Mit allen Kindern wird zu gleicher Zeit das gleiche Pensum (ausgenohmen das französische) abgehandelt, folglich hat keine Klaßeneintheilung statt, aber jedes Pensum wird erstens mit den Anfängern kürzlich durchgangen, und dann mit den Geübtern umständlicher fortgesezt.

II. Unterricht.
II.5Was wird in der Schule gelehrt?

Es wird in dieser Schule gelehrt.
a. Religionslehre.
b. Etwas Naturlehre.
c. Etwas Geographie.
d. Rechnen
e. Schreiben
f. französische Sprache.

II.6Werden die Schulen nur im Winter gehalten? Wie lange?

Die Schule wird das ganze Jahr hindurch gehalten, mit Ausnahme 3 Wochen Ernd — u: 5 Wochen Herbst zeit

II.7Schulbücher, welche sind eingeführt?

Schulbücher sind eingeführt
Testament
Katechismus
Seilers Lesebuch
Wasers Schulbüchlein
Von Zeit zu Zeit müßen die Kinder auch aus einem andern nüzlichen Buch etwas vorlesen, und über das Gelesene geprüft werden.

II.8Vorschriften, wie wird es mit diesen gehalten?

Materialien zu Vorschriften werden genohmen, aus dem christlichen Gesangbuch. Alle Donstag werden ein paar Lieder erklärt — sie werden aber auch angehalten, schriftliche Aufsäze zu verfertigen, Conto Rechnungen zu stellen u:s:w:

II.9Wie lange dauert täglich die Schule?

Die Schule dauert täglich, Morgens von 8 bis 11- Nachmittag v: 1 bis 4 Uhr ¢629¢¢ für die Kinder die des Tags über zur Arbeit gebraucht werden ist vom May bis zur Ernd die Früh Schul von Morgens 5 bis 7 1/2 Uhr. ¢/629¢¢

III. Personal-Verhältnisse.
III.11Schullehrer.
III.11.aWer hat bisher den Schulmeister bestellt? Auf welche Weise?

||[Seite 2] Eine Schule von solcher Einrichtung befande sich vorher nicht in Weinfelden, wurde bestellt von Bürger Spöndli, gewesenen Obervogt, Bürger Pfarrer Steinfels, denen Bürger Stillständern, nebst 12 Bürgern Gemeind Ausschüßen, und die getrofne Bestellung wurde von Zürich aus ratificirt

III.11.bWie heißt er?

Namme, Paulus Dünner

III.11.cWo ist er her?

Bürger zu Weinfelden

III.11.dWie alt?

33 Jahr alt.

III.11.eHat er Familie? Wie viele Kinder?

Erst seit einichen Monaten verehlicht

III.11.fWie lang ist er Schullehrer?

Jst schon 12 Jahr lang Schullehrer

III.11.gWo ist er vorher gewesen? Was hatte er vorher für einen Beruf?

Hat sich von Jugend auf diesem Beruf gewidmet, und eine Zeit lang zu Bischofzell den Unterricht des Bürger Germann, gewesenen Provisors, und nunmehrigen Lehrer an der Kunst Schule in Zürich, genoßen.

III.11.hHat er jetzt noch neben dem Lehramte andere Verrichtungen? Welche?

Widmet sich ganz seinem Beruf, und gibt Nebenstunden

III.12Schulkinder. Wie viele Kinder besuchen überhaupt die Schule?

Etliche Wochen im

III.12.aIm Winter. (Knaben/Mädchen)

Winter bis auf 30 — worunter höchstens 8 Mädchen

III.12.bIm Sommer. (Knaben/Mädchen)

¢629¢¢ im Sommer bis zur Ernd, mit den Frühschülern in die 20 ¢/629¢¢— nach der Ernd aber, wo die Feldarbeit strenge geht, manchmal nur 6 bis 8 Kinder, wo nicht etwa von fremden Orten her diese Zahl vergrößert wird.
Überhaubt das Schul Jahr zu 44 Wochen gerechnet, bringt im Durchschnitt auf jede Woche 18 — höchstens 20 Kinder.

IV. Ökonomische Verhältnisse.
IV.13Schulfonds (Schulstiftung)
IV.13.aIst dergleichen vorhanden?

Jst vorhanden.

IV.13.bWie stark ist er?

Circa fl. 13000 stark, verbunden mit {dem Armenfond}

IV.13.cWoher fließen seine Einkünfte?

Jst durch Steüren zusamengelegt u: bisher {durch Legate} geäüfnet worden.

IV.13.dIst er etwa mit dem Kirchen- oder Armengut vereinigt?

Jst weder mit dem Kirchen noch Armengut vereinigt.

IV.14Schulgeld. Ist eines eingeführt? Welches?

Hiesige Bürger Kinder bezahlen wöchentlich nach Belieben 6 od: 8 xr:
Arme, die diesen Unterricht genießen wollen, werden unentgeldlich angenohmen.

IV.15Schulhaus.

Jst Anno 1749 von der reformirten Gemeinde erbauet worden, u: wird von derselben unterhalten.

IV.15.aDessen Zustand, neu oder baufällig?
IV.15.bOder ist nur eine Schulstube da? In welchem Gebäude?

Wird dermal von beyden Schulmstr: Dünner, Vater u: Sohn bewohnt. Mir mangelts an einer eignen Schulstuben.

IV.15.cOder erhält der Lehrer, in Ermangelung einer Schulstube Hauszins? Wie viel?
IV.15.dWer muß für die Schulwohnung sorgen, und selbige im baulichen Stande erhalten?
IV.16Einkommen des Schullehrers.

An Geld, jährlich 108 fl. aus dem Schulfond.

IV.16.AAn Geld, Getreide, Wein, Holz etc.

Kernen, 1 Mütt von der ehvorigen Herrschaft
Wein 2 Emr: von daher
2 Dito: von der Gemeinde

IV.16.BAus welchen Quellen? aus
IV.16.B.aabgeschaffenen Lehngefällen (Zehnten, Grundzinsen etc.)?
IV.16.B.bSchulgeldern?

Das Jahr zu 44 Schulwochen gerechnet, im Durchschnitt auf jede Woche 20 Schüler, französisch u: deütsche (bisher wurde das französische wenig geüebt) für jeden Schüler in einander höchstens 10 xr: gerechnet, belauft sich auf nicht mehr als fl. 146. 40 xr: Alle Samstag Nachmittag v: 1 bis 3 Uhr wird unentgeldlich Religions Unterricht gegeben, für alle Kinder der Gemeinde die denselben besuchen wollen in der großen Schulstube.

IV.16.B.cStiftungen?
IV.16.B.dGemeindekassen?
IV.16.B.eKirchengütern?
IV.16.B.fZusammengelegten Geldern der Hausväter?
IV.16.B.gLiegenden Gründen?
IV.16.B.hFonds? Welchen? (Kapitalien)
Bemerkungen
Schlussbemerkungen des Schreibers

||[Seite 3] BEANTWORTUNG der vorgelegten FRAGEN ÜBER DAS SCHULWESEN von Paulus Dünner, dritter Schullehrer zu WEINFELDEN.

Unterschrift

Paulus Dünner
Weinfelden den 19. ten Hornung 1799.

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